Die Angst vorm Versagen
Eine langjährige Angst von mir und ich glaube von jedem von uns. Wir sind darauf getrimmt immer alles richtig und gut zu machen.
Höher – schneller – weiter: und das permanent rund um die Uhr!
Wer das nicht macht und Accord im Hamsterrad läuft, ist raus aus der Nummer.
In der Schule sollen wir gute Noten bringen und immer schlaue Antworten geben. Ich hatte immer Angst in Mathe etwas an die Tafel zu schreiben, weil ich mir nie sicher war, ob es richtig ist. (Mit Logik hatte ich es nie so!) Als ich mit zitternden Knien und Leere im Kopf da vorn stand, nichts zu Stande bekommen habe und vor Adrenalin fast durchdreht bin, hatte ich furchtbare Angst vorm Versagen. Heute noch quälen mich ab und zu Versagensangstträume in der Nacht. Ich träume dann von einem Blackout bei einer Klassenarbeit in der Schule – ein typischer Wiederholungstraum bei mir. Verrückt.
In der Arbeitswelt später sollen wir tolle Prestigeprojekte abwickeln und ordentlich die Karriereleiter hochsteigen, damit etwas aus uns wird. Versagen, scheitern, Fehler machen – das ist alles ziemlich uncool und wird geahndet. Was für ein Bullshit!
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Einfach machen und das Versagen als Chance sehen!Mach dir bewusst, wie wichtig es ist, Fehler zu machen. Nur wer aus seinen Fehlern lernt, wird besser, kann wachsen und Dinge nachhaltig verbessern im Leben. Wer nichts wagt, der nicht gewinnt.
Die Angst dich zu blamieren
Hast du kleine Kinder in Deinem Umfeld? Kinder sind ein Geschenk! Sie sind echt, pur und noch nicht so „verdorben“ mit all den Floskeln, antrainierten Verhaltensweisen und Denkmustern der unrealen Erwachsenenwelt. Sie sind neugierig, interessiert, probieren alles aus, lachen, wenn sie freudig erregt sind, weinen, wenn sie traurig sind. Ich kenne ein ganz besonderes Goldkind. Sie muss mich nur anlächeln mit ihrem blonden Lockenkopf und meine Sorgen sind dahin.
Wir unterdrücken unsere Gefühle als Erwachsene oft, wenn es die Umstände erfordern oder es sich eben nicht schickt. Wenn wir uns Menschen oder Dingen öffnen, unsere Meinung sagen, werden wir angreifbar und haben Angst aus der Reihe zu tanzen. Nicht mehr der Norm anzugehören, und uns irgendwie zu blamieren, weil wir anders handeln, als es vorgeschrieben ist.
Wir werden dazu erzogen irgendwann diese Purheit abzulegen, weil wir denken, wir könnten uns durch Worte oder Taten blamieren und dann gehören wir nicht mehr dazu.
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Einfach mal volle Kanone blamieren! Die Angst dich zu blamieren ist meist nur eine bloße Projektion im Kopf aus Furcht anders zu sein. Aber was ist so schlimm daran, anders zu sein?
Was wäre wenn…
…das Wörtchen wenn nicht wer… wie oft ich das in meinem Leben schon gehört habe.
Du weißt es am Ende erst, wenn du es tust.
Ich bin ein absoluter Weltmeister im Denken oder besser gesagt: Zerdenken. Wenn es einen Irrsinnsdenken-Nobellpreis geben würde – ich hätte ihn! Ich denke, zerdenke, grübele und konstruiere tausende virtuelle Varianten in meinem wirren Kopf. Ich philosophiere innerlich über mögliche Dinge, die eintreffen könnten – aber wohl nie werden. Ziemlich anstrengend und höchst ineffektiv, denn es kommt in der Realität meist komplett anders, als sich mein Hirn das kreativ zusammen spinnt.
- Gegengift:
Aufhören mit dem sinnlosen Gedankenkarrussel!Lasse es stumpf auf dich zukommen. Es kommt sowieso alles, wie es kommen soll. Und am Ende wirst du überrascht sein.
Die Angst zurückgewiesen zu werden
Männer kennen das, wenn sie auf Brautschau gehen. Sie baggern Frauen an und kriegen einen Korb. Normal. Beim ersten sind sie wohl sehr geknickt, obwohl sie sich doch so angestrengt haben. Beim zweiten werden sie schon besser und beim dritten Versuch landen sie bei einer Frau dann wirklich einmal einen Treffer. Das geht ans Ego, aber es bringt sie auch nicht um. Irgendwann treffen sie dann vielleicht DIE Frau, die auf ihn gewartet hat oder werden einfach nur Profis im zwanglosen Flirten.
Eine meiner größten Ängste ist, zurück gewiesen zu werden. Zurück gewiesen von einem Menschen, den ich mag oder liebe. Ich habe in meine Leben leider schon sehr wichtige Menschen verloren. EIN Verlust hätte mir fast das Genick gebrochen. Danach hatte ich so sehr Angst zurück gewiesen zu werden und Menschen zu verlieren, denen ich mich öffnete.
Gleichzeitig habe ich in dieser schwierigen Zeit aber auch gemerkt, wie zugewandt sympathische, empathische Menschen mir gegenübertreten, wenn man sich ihnen öffnet und ehrlich von Herzen mit Ihnen kommuniziert.
Hierzu eine Anekdote aus meinem Leben
…mit einem Mann mit echtem Potential – diesmal wirklich einer von den Guten.
Eines Abends auf der Couch update ich mein LinkedIn Account und füge ein paar Leute aus meinem Umfeld hinzu. Einer davon ist der sympathisch, verschmitzt lächelnde Messekontakt. Ich schreibe ihn kurz an, ob ich mich richtig erinnere, dass wir mal auf einer Messe zusammen waren. Er bestätigt sofort sehr nett und es entsteht unverhofft ein langer, extrem lustiger Chat, intensiver Gedankenaustausch und viele witzige Nachrichten fliegen hin und her. Irgendwie bin ich etwas angefixt und das alles völlig aus dem Nichts heraus.
Am nächsten Tag folgten 3 Taten des Mutes:
- Ich frage ihn, ob wir den Kanal wechseln wollen. Er gibt mir sofort bereitwillig seine Nummer und wir wechseln schnell zu Whatts App und die Fahrt nimmt weiter auf.
- Nach vielen Sprachnachrichten in kurzer Zeit deute ich an, dass wir uns mal live treffen sollten, weil wir so viel zu erzählen haben. Er willigt prompt ein und irgendwie denke (hoffe) ich, er ist Single. Alles was er so von ich gibt, klingt fast zu schön, um wahr zu sein.
- Ich frage ihn, ob wir telefonieren können. ein Moment Pause ———— dann eine super sympathische und süße Sprachnachricht in der er gesteht, dass er eine Freundin hat und die „Fronten klar stellt“.
Shit!!! Dachte ich. Einmal traue ich mich sowas und dann das!!! Damn!!!
Nach einer obligatorischen Verlegensheitspause seinerseits erklärt er mir in seiner lockeren, unkomplizierten Art, dass ich jetzt nicht rot werden muss deswegen. Er sagt, er findet mich super sympathisch, trinkt gern trotzdem einen Kaffee mit mir, da er ein Kaffee-Junky ist und findet das total super mutig von mir: „Ich finde deine Nachricht sehr herzlich und so offen und ehrlich. Die wenigsten Menschen sind so mutig wie du“ sagt er.
Das ist so ein großes Lob und offene Wertschätzung meines Mutes und das beim erstmaligen direkten Ansprechen eines Mannes meiner Wahl. Er hat mir auf so charmante und liebenswerte Weise „einen Korb gegeben“, dass ich mich am Ende irgendwie gar nicht so schlecht fühle. Quasi zurückgewiesen, aber dabei verständlich und wertschätzend, dass für mich am Ende alles gut ist.
- Gegengift:
Fass Dir ein Herz & tu es!Manchmal sind es einfach die falschen Umstände oder zur falschen Zeit am falschen Ort – 50/50-Chance. Du kannst trotzdem mächtig stolz auf dich sein, wenn du dir ein Herz fasst. Man sieht sich immer zwei Mal im Leben und wer weiß, wie das Leben noch so spielt. Halbvolles Glas und so! Ich bleibe ihm wohl in Erinnerung als eine der mutigen Frauen der Welt – es gibt Schlimmeres 😊.
Aber was ist eigentlich Mut?
Ich selber finde mich gar nicht besonders mutig. Wenn jemand zu mir sagt: „das war aber sehr mutig von dir“, aus meiner Sicht aber nichts Sinnvolles daraus entstanden ist, argumentiere ich immer mit Händen und Füßen, dass das ja gar nicht besonders mutig war und mir nichts gebracht hat. Mut liegt wohl im Auge des Betrachters. Wenn mir das jemand mittlerweile sagt, lächele ich, nehme das Kompliment dankend an und ermutige ihn/sie auch mutig zu sein.
Mut ist für mich, meine bekannte Komfortzone zu verlassen. Mit lautem Herzklopfen meine Angst einfach zu akzeptieren und mit ihr irgendwie umzugehen, aber sie am Ende nicht gewinnen zu lassen. Meine Angst soll mich nicht beherrschen!
Ohne den Kult-Abschluss meines Blogposts geht‘s natürlich nicht – meine TU DAS und LASS DAS Tipps für die Überwindung deiner Angst vorm ersten Schritt:
Twicsy
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Schöner Beitrag, ich habe ihn mit meinen Freunden geteilt.
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travelchameleon
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Hey Twicsy, das freut mich sehr. Was war denn deine größte Erkenntnis daraus?
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