Warum verlassen uns Menschen?
Das habe ich mich so oft im Leben schon gefragt, wenn ich traurig, bitterlich enttäuscht oder einfach sehr verwirrt war.
Der Zug des Lebens ist ein gutes Symbol, um zu beschreiben, wie das Leben – mit all den Menschen, die dir darin begegnen – verläuft.
Es gibt einen Grund dafür, wer in deinem Zug des Lebens mitfährt: Wer aufspringt, wer abspringt und wer die ganze Zugfahrt über an deiner Seite bleibt. Als ich das erste Mal von diesem Zug hörte, fand ich dieses Symbol für die „Lebensbegleiter“ sehr passend und fragte mich:
Warum ist es so, dass dich manche Menschen ein Stück begleiten und andere wieder aussteigen?
Ein Trend: Ghosting
Kontaktabbruch ohne Ankündigung
Im Jahr 2017 passierte in meine Leben eine große emotionale Katastrophe, die einen Rattenschwanz an weiteren Dramen mit sich zog.
Mich verließ mein geliebter Herzensmensch, für den ich meine Hand ins Feuer legte und mit dem ich vorhatte, eine Zukunft aufzubauen, ohne jegliche Vorwarnung. Aus dem Nichts heraus und vor einer großen Lebensentscheidung, zusammen zu ziehen und eine Familie zu sein. Trotzdem ich eine sehr positive, willensstarke und stabile Person bin, hätte mir dieses Ereignis fast das Genick gebrochen.
Er war mein Seelenverwandter – so fühlte ich es in mir. Und dann war er weg.
Ghosting nennt man dieses Verhalten, wie ich es dann später googeln konnte. Mich schockierte, dass es bereits einen offiziellen Begriff für dieses Verhalten in Beziehungen gab – „sich Menschen schnell und unkompliziert entledigen“ in dem man einfach zum Geist wird. Für dieses Phänomen, was im Trend zu sein scheint bei den Menschen, gibt es sogar einen Wikipedia-Eintrag.
Warum verlassen uns Menschen, zu denen wir gut sind?
Leider war er nicht der erste Mensch, der mich verlassen hat. In den Zeiten, wo mich Menschen aus unterschiedlichen Gründen verließen, verstand ich das oft nicht, litt sehr darunter und mir gingen viele traurige und teilweise zerstörerische Gedanken durch den Kopf.
Ich bin ein sehr offener und positiver Mensch. Ich liebe es, mich mit Menschen auszutauschen, neue Menschen kennen zu lernen, Abwechslung zu erfahren. Ständig unterwegs durch das Reisen und meine angeborene Neugier, genieße ich das Leben und finde es sehr bereichernd, mich mit Menschen auszutauschen, die ähnlich denken und fühlen wie ich – aber auch mit denen, die ganz anders sind als ich.
Trotzdem ich versuchte ein „guter Mensch“ zu sein, passierte es mir immer wieder, dass Menschen mich verließen, Freundschaften auseinander gingen, Partnerschaften zerbrachen.
Die Liebe und Gründe des Verlassen Werdens
Wenn ich einmal „Revue passieren lasse“, warum mich geliebte Partner verlassen haben – und ich gestehe, auch ICH selbst Menschen bewusst verlassen habe – fallen mir diese möglichen Gründe ein:
- Lebensmodelle haben sich stark verändert
- Unterschiedliche Sichtweisen oder Prioritäten haben sich entwickelt
- Man spricht nicht mehr „eine Sprache“
- Man ist „gemeinsam einsam“
- Man genügt dem anderen nicht mehr
- Man hat Angst vorm nächsten Schritt
- Dumme Missverständnisse und Kommunikationsprobleme
- Die geliebte Freiheit und Unabhängigkeit, die man sich wünscht
- Jemand hat „Was besseres gefunden“
- Unausgesprochene Wünsche, Ängste und Empfindungen
- Flucht – vor was auch immer
- Der Instinkt, zu wissen, dass es einfach nicht passt – auch wenn man es so gern wollte
…
Ich könnte die Liste der Gründe wohl endlos fortführen. Am Ende beschreibt sie eine Grundregel:
Leben ist Veränderung.
Das müssen wir akzeptieren und Menschen loslassen, deren Reise weiter geht – aber ohne uns.
Verlassen werden macht uns machtlos
Ob die Gründe des Verlassen einem werden klar sind oder kommuniziert werden, man sie nachvollziehen kann oder nicht – Fakt ist: Verlassen werden ist Gift für unser Ego.
Es gibt uns das Gefühl, einfach im Stich gelassen zu werden, obwohl man doch diesem Menschen nur Gutes tun wollte oder diesen Menschen sogar von Herzen liebte. Es fühlt sich so an, als reißt sich ein Mensch einfach brutal aus deinem Leben und du fühlst diese Machtlosigkeit und Hilflosigkeit. Ein Mensch, mit dem du viele Glücksmomente, sehr vertraute und intensive Zeiten und vielleicht auch traurige Momente und Tränen geteilt hast, ist einfach nicht mehr da.
Es fühlt sich an als krachst du mit 180 Sachen mit einem dumpfen Aufprall gegen eine Mauer und danach hörst du nur Rauschen. In dem Moment, wo das jemand tut, wenn sich ein geliebter Mensch, im schlimmsten Fall ohne Vorwarnung, einfach aus deinem Leben stielt, suchst du nach Gründen der Verlassen Werdens.
Soll Verlassen werden wirklich einen Sinn haben?
Liebe und Leid – eng beieinander
Die Liebe ist kompliziert. So viel ist klar.
In den meisten Fällen, entgegen meiner einst romantischen Vorstellung, hält sie häufig nicht ewig. In jedem Fall verändert sie sich stark im Laufe der Zeit.
Von einem geliebten Partner verlassen zu werden, ist ein sehr intensives, lähmendes Gefühl, was seine Spuren hinterlässt.
Von der Liebe verlassen zu werden macht uns verwundbar. Manchmal ahnen wir es, manchmal erwischt es uns eiskalt. Trennungen sind immer schmerzhaft und in den seltensten Fällen passieren sie ohne eine Vorgeschichte oder einen bitteren Nachgeschmack. Die Liebe und das Glück einen Menschen bedingungslos zu lieben und geliebt zu werden kann dir das größte Glück bescheren – aber leider auch das schlimmste Leid. Und gegen diesen furchtbaren Liebeskummer gibt es eben noch keine Pille. Wenn doch, gib mir bitte dringend Bescheid. 😊
Das hawaiianische Vergebungsritual Ho’oponopono – Verzeihen heilt
Loslassen und Verzeihen hat sehr heilende Wirkung und mir hat das Buch Ho‘ponopono – Das haiwaiianische Vergebungsritual dabei sehr geholfen, den Menschen aus meiner Vergangenheit, Gegenwart und mir selbst zu verzeihen.
Ho’oponopono geht davon aus, dass in der Welt alles eins ist, auch wenn wir uns getrennt fühlen. Aufgrund dieser Einheit kann nichts in der eigenen Welt geschehen, ohne dass es dazu nicht auch eine Resonanz gäbe. Man kann Probleme im Außen nur dann ändern, wenn man die innere Resonanz dazu heilt. Es heißt übersetzt sowas wie: „etwas in Ordnung bringen“.
Ho’oponopono besteht aus vier daraus resultierenden Schritten:
- Es tut mir leid.
- Bitte verzeih mir.
- Ich liebe dich.
- Danke.
Das klingt im erstem Moment etwas bizarr und verrückt:
Ich soll den Menschen lieben, der mir unfassbares Leid angetan hat?
HELL – NO! Das werde ich auf auf gar keinen Fall tun.
Es geht aber am Ende um dich selbst und dass DU dir verzeihst. Es wird in dem Buch sehr einfach beschrieben, wie du mithilfe dieses haiwaiianischen Vergebungsrituals Beziehungsprobleme, Streit und Selbstvorwürfe auflösen und dich gleichzeitig wieder mit der Kraft in deinem Herzen verbinden kannst. Probiere es mal aus – es ist magisch!
Das Leben – ein ewiges Kommen und Gehen?
Ich habe mich oft gefragt, was ich aus all diesen schmerzhaften Erfahrungen lernen soll. Die finale Antwort darauf habe ich vom Leben noch nicht bekommen. Im Moment tröstet mich der Gedanke des „Zug des Lebens“.
Menschen steigen in den Zug ein, Menschen steigen aus und einige machen mit dir die ganze bunte und erlebnisreiche Zugfahrt. Viele der Einsteiger, verbringen mit dir eine gewisse Zeit, wichtige und prägende Phasen des Lebens und bereichern dich in dieser Zeit und du gibst ihnen auch viel zurück. Es kommen dann aber Abschnitte im Leben, in denen sich die Wege trennen. Das muss man akzeptieren und dankbar für die gemeinsame Zeit sein, in der man viel voneinander gelernt hat.
Die Familie
Auf dem Weg des Lebens begleiten uns so viele Menschen. Die Mitglieder deiner Familie sind die ersten Menschen, die in deinem Leben sind. Sie ziehen dich auf, begleiten dich in Höhen und Tiefen des Lebens und wollen dich vor Schlechtem bewahren. So schnell kommst du aus der Nummer nicht raus – und das ist auch gut so. 😊
Dennoch ist es auch so, dass Familien sich zerstreiten oder du zu Familienmitgliedern, zu denen du in der Kindheit ein sehr enges Verhältnis hattest, auf einmal von dem Radar verschwinden. Familie ist wichtig – aber jeder muss für sich entscheiden, zu welchem Ausmaß man familiäre Verpflichtungen trägt und wie wichtig es für einen selbst ist, sein eigenes, unabhängiges Leben zu führen. Die Menschen deiner Familie, die dich lieben und Gutes für dich wollen, bleiben ein Leben lang dein Anker und wollen, dass du glücklich bist mit dem Lebensmodell, was du für dich selbst wählst.
Freunde aus der guten alten Schulzeit
Du bestimmst irgendwann selbst aktiv, welche Menschen in dein Leben kommen und welche wieder gehen. Du hast in der Schulzeit viele schöne Momenten mit Freunden verbracht, die eine sehr prägende Teilstrecke des „Zug des Lebens“ mit dir genommen haben.
In meiner Pubertät dachte ich tatsächlich, meine Freunde, die ich zu diesem Zeitpunkt hatte, bleiben für immer. Bis auf meine beste Freundin aus der Schulzeit, ist davon keiner geblieben. Ganz besonders merkte ich das, als ich mit 19 meine Heimat verließ und von meinem kleinen Dorf in die für mich „große Stadt“ Bremen zog und da auf einmal ganz allein war.
Über die Jahre verließen mich diese Freunde, weil sie ihrer Wege gingen, woanders studierten, arbeiteten – man einfach nicht mehr all diese gemeinsamen Momente der Schulzeit teilte. Wir entwickelten uns alle weiter und in die unterschiedlichsten Richtungen. Sie verließen mich und vielleicht verließ ich sie auch nach und nach, weil die Ära Schulzeit vorbei war und ein neuer Lebensabschnitt angebrochen war.
Schulfreunde verlassen dich oder du sie, weil die Welt auf einmal viel größer und bunter wird.
Neue Freunde, lockere Bekannte & coole Arbeitskollegen
Meine Erfahrung ist, dass sich immer mal neue Freunde, Bekannte in neuen Lebensabschnitten herausbilden. Schon mit einem neuen Job im neuen Arbeitsumfeld, ein Sportverein oder ein neuer Stadtteil, bringen unweigerlich neue Menschen in dein Leben. Ich finde das sehr spannend und bereichernd, sein Umfeld „mit positiven Menschen“ zu erweitern. Bei mir haben sich aus netten Arbeitskollegen, mit denen man einige Grabenkämpfe auf der Arbeit gemeinsam ausgetragen hat, schon echte Freundschaften entwickelt.
Meinem Motto bleibe ich treu:
Blutsauger und toxische Menschen braucht keiner. Umgebe dich nur mit Menschen, die dir auch wirklich gut tun.
Die Antwort auf meine Frage: „Warum ist es so, dass dich manche Menschen ein Stück begleiten und andere wieder aussteigen?“ habe ich gefunden: Leben ist Veränderung und alles ist im Fluss.