Es ist besser so!
Wer hat diesen Satz als „weisen Ratschlag“ seiner Liebsten noch nicht gehört:
Der Satz ist so einfach und dennoch trägt er so viel Wahrheit in sich.
Oh mein Gott, wie ich es verabscheue diesen Satz zu hören 😉. Ich weiß genau weiß, wie wahr er in dem Moment ist und wie oft ich ihn auch schon selbst in guter Absicht, jemanden zu trösten oder vor etwas Schlimmerem zu bewahren, ausgesprochen habe.
Mein Herz will Eis (das Kind in uns!) und der Verstand sagt: „Brokkoli ist jetzt aber besser für dich.“ Das kleine Herzchen schreit als voller Kehle „Ich will Eiiiiiiiiiiis!“ und du bist gefangen zwischen dem was du fühlst (oder glaubst zu fühlen) und dem was „gut für dich ist“ (der Ratio).
Die Verlockung Eis
Eis ist lecker, man isst es nicht täglich und es ist eben etwas Besonderes.
Du isst Eis nicht, weil du deinen Hunger stillen willst, sondern dein Verlangen nach etwas. Sobald du es gegessen hast, hast du sogar manchmal Durst danach, ein schlechtes Gewissen, weil du zu viel davon in dich rein geschaufelt hast oder dein wirklicher Hunger ist noch nicht gestillt.
Den Vergleich mit dem Eis – unser inneres schreiendes Kind – hat mir mal eine sehr wegweisende Person mit auf den Weg gegeben. Ich bin ihr sehr dankbar dafür, denn sie hat damit versucht, mir zu erklären, dass ich genau so ticke und das nicht immer gut für mich ist. Sie hatte recht damit.
Mein Herz wollte immer Eis (das Aufregende, das Ungewisse, das Gefährliche, das Neue) und ich brauchte gelegentlich aber auch Brokkoli (Inne halten, den Einsatz meines Verstandes, das Hören auf meine Intuition, Selbstfürsorge, Achtsamkeit).
Ich habe mir diesen Eis-Gleichnis sehr zu Herzen genommen und daraufhin einiges in meinem Leben verändert und mehr Selbstfürsorge betrieben.
Sehr geholfen haben mir auf diesem Weg die inspirierenden Podcasts von Laura Maria Seiler.
Sie ist ein echtes Geschenk für die Welt und voller Inspiration für mich.
Und was genau ist so schlimm an Brokkoli?
Als Kind hätte ich dir das schnell beantwortet: er ist grün und schmeckt nicht. Damit ist alles gesagt.
Kinder lehnen Essen oft ab, ohne es überhaupt probiert zu haben – mäkelige Erwachsene übrigens auch 😉. Manchmal haben wir das, was „gut für uns ist“ noch nicht einmal probiert, kennen es noch nicht einmal oder haben einfach Angst davor. Das ist aber der Schlüssel zu neuen Erfahrungen und vielleicht die Entdeckung von ganz einfachen Hilfsmitteln in schwierigen Situationen. Zu wissen, was gut für uns ist und uns das auch zu holen, wenn wir es dringend brauchen.
So sehr ich ein Gefühlsmensch bin und oft mein Herz entscheiden lasse, habe ich mit der Zeit gelernt, auch meinen Verstand oder für vielmehr meine Intuition mitreden zu lassen.
Deine Innere Stimme sagt dir immer, wo der Weg ist. Sie ist wie ein innerer Kompass, der dich auf den richtigen Weg bringt und niemals im Stich lässt. Gemüse ist also gar nicht so doof, wie ich früher dachte 😊.
Empathie – Fluch und Segen zugleich?
Als lebensfroher und sehr lebensbeJAender Mensch beherrsche ich die Sache mit dem Eis natürlich in höchster Perfektion. Ich will etwas und mein Wunsch es zu bekommen steigt ins Unermessliche. Ich will es haben. Ich entwickele dann fast einen Tunnelblick. Manchmal verliere ich mich darin so sehr und andere Menschen (verständlicherweise 😉) können das nicht immer verstehen.
Manchmal ist es aber für mich Freud und Leid zugleich, eine ausgeprägte Empathie zu haben und somit eine große Bandbreite an Gefühlen. Ich habe eine offene Art und kann mich in die Gedanken- und Gefühlswelt von Menschen schnell hinein bewegen, finde manchmal vielleicht auch öfter die passenden Worte.
VORTEIL dabei ist, dass ich vielen Menschen dabei helfe, neue gute Gedanken zu bekommen, dass sie sich verstanden fühlen oder ihnen warme Worte helfen, neue Kraft zu tanken.
NACHTEIL ist aber auch, dass diese Gabe definitiv auch viel Energie von mir abfordert. Ich habe also mit den Jahren gelernt, wem ich mein Ohr, mein Herz und meine aufbauenden Worte schenke – nicht jeder Mensch geht damit sorgsam um. Nicht jeder Mensch versteht auch, was ich mit so einem Eis-Brokkoli-Gleichnis meine. Das ist aber auch ok. Jeder Mensch denkt und fühlt anders.
Balance zwischen Herz und Verstand
Je mehr ich gemerkt habe, dass ich „anders“ ticke als andere Menschen, auf eine Art „hypersensibel“ bin, mehr mitfühle, mich stärker hineindenke in die Emotionswelt anderer oder „zu viel Bewegung“ um mich herum mich regelrecht überfordert, habe ich beschlossen, dass es für mich besonders wichtig ist, eine Balance zwischen Verstand und Herz zu finden. Einfach – um auf mich selbst auch aufzupassen, mich nicht auszupowern.
Der Verstand bewahrt uns davor, uns in unnütze Gefahren zu stürzen, das Herz verleitet uns manchmal zu überschwänglichen Handlungen und leichtsinnigen Dingen. Ich denke wir brauchen einfach beides – sonst wäre das Leben auch viel zu langweilig: keiner will immer nur Eis oder immer nur Brokkoli essen.
Vermutlich ist es so, dass wir Menschen tendenziell mehr Verstandsmenschen oder mehr Herzensmenschen sind. Ich zähle wohl definitiv zu den Herzensmenschen. Und die müssen ganz besonders aufpassen, dass sie es nicht übertreiben, sich nicht selbst oder auch andere überfordern mit Ihrer Gefühlswelt. Manche Menschen ängstigt das, habe ich gemerkt und sie ziehen sich zurück, weil sie damit einfach nicht umgehen können.